Hanspeter Lehmann ist einer von fünf Menschen, die sich bereit erklärten, mein Manuskript zu «Eine wahre Wirklichkeit» zu lesen. Ich erbat keine inhaltliche Rückmeldung. Meine Aufmerksamkeit galt den Wirklichkeiten der Anderen, in der Spiegelung der «Einen wahren Wirklichkeit». Was ich suchte war die unmittelbare Resonanz im persönlichen Betroffensein. Der Fotokünstler vermochte im gegenseitigen Austausch wahrhaftig hinzuhören, während er sich seiner eigenen Wesenheit in jenem geistigen Licht näherte, das in ihm bislang schlummerte. Es war ihm ein besonderes Bedürfnis, das eigene künstlerische Wirken tiefgründiger zu erleben.

So fragte er mich, ob ich für den Flyer zur nächsten Ausstellung einen kurzen Text zu seiner Person verfassen könnte. Ich freute mich und bot ihm freundschaftlich an, anlässlich der Finissage zum Thema «Mensch im Bild – Menschenbild» ein Referat zu halten. Es erwies sich mir die Gelegenheit, thematisch an die Buchvernissage und die Lesung im Unternehmen Mitte anzuknüpfen. 

Im Anschluss an den Vortrag haben die Zuhörenden das Angebot eines eingehenden Gedankenaustausches zum Thema «Resonanz und Ignoranz» wahrgenommen. Hanspeter Lehmann hat auch dieses Ereignis filmisch festgehalten. 

Anlässlich einer unserer Begegnungen ersuchte mich Hanspeter Lehmann um eine Rückmeldung über drei seiner damals bereits angefertigten Kunstvideos. Ich sah diese zusammenhängend als Trilogie eines im Geist erwachenden Menschen: ( 1 ) die geistigen Errungenschaften des Menschen in «Treasures [die Schätze]», ( 2 ) die Einkörperung des Geistes in den Menschen «Mutationen [die Veränderung]» und ( 3 ) die Erschaffung des Geistesmenschen in «Metamorphosis [die Verwandlung]». Hanspeter Lehmann gefielen meine systemischen Beobachtungen, weshalb ich zusagte, auf seiner Webseite den Filmen einige Worte beizufügen.

( 1 )  Treasures

 

( 2 )  Mutations 17

 

( 3 )  Metamorphosis

 

Es entstanden weitere Kunstfilme in denen Hanspeter Lehmann aus dem persönlichen Fundus Bildmotive entnahm, um in einer zweiten Trilogie den geistigen Erlebnissen Zeit und Raum zu schenken, nun als ein im Geist Erwachter. Er wählte die Titel: ( 4 ) «Tagträume», ( 5 ) «Sagenhaft» und ( 6 ) «Weltenreise». Im Film «die Tagträume» verbildlicht er den Prozess des Erwachens im Geist auf der Entwicklungsebene der Trace, des Schlafs, des Traums und des Wachseins, im Film «Sagenhaft» vertieft er das Geisterlebnis des Wach-seins, der Imagination, der Inspiration und der Intuition und im Film «Weltenreise» ist es die Beschaulichkeit, die zum Tragen kommt.

( 4 )  Tagträume

 

( 5 )  Sagenhaft

 

( 6 )  Weltenreise

 

Im gemeinsamen Resonanzraum erlebten wir einen abschliessenden Höhepunkt. Hanspeter Lehmann hatte als unermüdlicher Kunstschaffender Aufnahmen von Wasserbewegungen in einem Fluss und am Meer seinem Bildarchiv entnommen, szenisch miteinander verknüpft und, in den so entstandenen Film, drei Leitsätze eingefügt. Danach hat er mich gefragt, ob ich mir vorstellen könne, zu den Bildern einen Text zu schreiben und diesen auch zu sprechen. Wir beschlossen, einen Versuch zu wagen.
Anlässlich der Finissage der Ausstellung im Scala Basel konnte Hanspeter Lehmann das Ergebnis den Anwesenden präsentieren. Im Film wirkt das menschliche Wesen des Künstlers «im Bild» während das in meinem Buch «Eine wahre Wirklichkeit» systemisch besprochene «Menschenbild» sich schrittweise zu erweisen vermag.

( 7 )  Im Fluss

 

Worte zum Film:

Während wir Menschen uns als Subjekte an den Objekten selbst spiegeln, entwickeln wir uns hin zum Geist, vergeistigen uns. Wir verstehen uns selbst als Homo sapiens, als eine weisheitsvolle und vernünftige Spezies, jedoch:

Was wir wissen, ist ein Tropfen; was wir nicht wissen, ein Ozean. Isaak Newton

Wir werden uns unserer eigenen Individualität bewusst in der Selbsterfahrung, in der Selbständigkeit und in der Selbstverwirklichung. – Wir Erkennen unsere Identität in den Ideen, in den Idealen und in den Ideologien. – Wir werden uns unseres Schicksals gewahr in der Zeit, in der Zuneigung und in der Zuwendung. Übermütig ersinnen und erdenken wir uns subjektive Welten und gebärden uns in unseren Gebilden, hochmütig und wagemutig, bis hin zur Zumutung. 

Indem wir uns aus dem unmittelbaren Geschehnis herausnehmen, können wir über das äussere Leben und das innere Erleben nachdenken, reflektieren, um uns dann erneut wieder einzubringen in Sympathie, in Antipathie und in Empathie, dies solange, bis wir uns aus Erschöpfung der aufkommenden Apathie, dem Zustand ohne zu leiden, ergeben.

Im irdischen Leben kann sich alsdann die geistige Beschaulichkeit einstellen und eine innere Gelassenheit sich ausbreiten. Neue geistige Dimensionen öffnen sich, denn:

Das Fliessen des Wassers und die Wege der Liebe haben sich seit den Zeiten der Götter nicht geändert. Japanisches Sprichwort

Das bisherige Menschen- und Menschheitsverständnis weitet sich nun beim Denken durch Imaginationen, beim Fühlen durch Inspirationen und beim Wollen durch Intuitionen. Der Übermut erweist sich in Resonanz zur Freimut, der Mutwille in Resonanz zur Sanftmut, der Hochmut in Resonanz zur Demut, der Wagemut in Resonanz zum Edelmut und die Zumutung in Resonanz zur Anmut, bis wir in der Beschaulichkeit bemerken, wie der Geist in uns denkt, der Geist in uns fühlt und der Geist in uns will.

Dem überschauend Beobachtenden erschliesst sich nun das eigene Wesen in einem veränderten Licht. Mit den Worten Buddhas:

Betrachte den, der Deine Fehler Dir enthüllt, als erzähle er Dir von einem verborgenen Schatz; denn auf den Bergspitzen des Stolzes können die Wasser der Liebe sich nicht halten. Nur in den tiefen Tälern der Demut sammeln sich alle Ströme der Liebe zu unerschöpflichen Seen.